«Früher war vieles besser!»
Von Viktor Rossi
Dieser Ausruf zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Nörgelns. Er soll dem Vernehmen nach auch schon in den Gassen der Bundesstadt gehört worden sein... Aber stimmt er überhaupt?
Bis vor siebzig Jahren hätten wir auf einem Spaziergang durch das Berner Fischermätteli-Quartier noch Güterwagen der BLS westwärts rollen sehen. Die Eisenbahnwaggons transportierten die Abfälle der Stadt nach Gampelen – ganz in den Westen des Kantons, direkt vor die Haustür der Nachbarn Fribourg und Neuchâtel. Dort wurden sie von den Strafgefangenen der Anstalten Witzwil entleert: Metalle, Stoffe und Glas wurden aussortiert, der Rest eingegraben, auf Halden gesammelt und auf den Feldern verteilt. Man ging davon aus, die Abfälle seien guter Dünger. Auch die anstaltseigenen Mastschweine verpflegten sich dort.
Die Anekdote zeigt, dass vieles früher noch nicht besser war. Heute hingegen schon, denken wir nur an die höhere Lebenswartung, die kürzeren Arbeitszeiten, die verbesserten Haftbedingungen und die Gesetzgebung zum Schutz von Menschen, Tieren und Umwelt. Oder an die Eröffnung der ersten Berner Kehrichtverbrennungsanlage im Jahr 1954, die das Ende der Abfalltransporte nach Gampelen bedeutete.
Die zentrale Frage ist also: Richten wir unseren Blick nur in die Vergangenheit oder auch in die Zukunft? Dass vieles besser wurde, hat mit Menschen zu tun, die nach vorne geschaut, an eine bessere Zukunft geglaubt und diese Zukunft verwirklicht haben. Probleme wurden angepackt und gelöst. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben es möglich gemacht, neue Mittel und Wege zu finden.
Dieser Gedanke ist auch für meine Arbeit in der Bundeskanzlei richtungsweisend. Die Bundeskanzlei ist als Stabsstelle des Bundesrates unter anderem für die Vorbereitung, sprachliche Überprüfung, Veröffentlichung und Kommunikation von Beschlüssen und Rechtstexten zuständig. Was vor nicht allzu langer Zeit noch Wochen dauerte, geschieht heute innert weniger Tage oder gar Stunden. Solche Entwicklungen sind nur möglich, wenn wir auf die Erfahrungen unserer älteren Mitarbeitenden ebenso zurückgreifen wie auf die Ideen der Jüngeren.
Es ist mir deshalb ein besonderes Anliegen, dass auch unsere jungen Kolleginnen und Kollegen eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen können. Wir wollen ein Umfeld bieten, in dem sie sich beteiligen können und zuversichtlich und mutig sein dürfen. Es ist die schöne Aufgabe und das Privileg der älteren Generationen, den jüngeren Berufsleuten diesen Freiraum zu schaffen.
Genau das tut auch Innovage, und dafür bin ich Ihnen dankbar.
Früher war vieles gut. Helfen wir den Jüngeren dabei, dass es morgen noch besser wird!