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Die bestehenden Mitglieder pflegen

Von Theo Martin

Überall wird von Jugendförderung gesprochen. Sie ist auch extrem wichtig. Ohne Nachwuchs kann es in keiner Sparte weitergehen. Trotzdem glaube ich, dass ein anderer Bereich in Öffentlichkeit und Vereinen gerne vernachlässigt wird: Was tun wir, um Mitglieder zu halten, damit sie dem Verein treu bleiben? Was tun wir, damit sich das Personal in der Firma weiterhin aktiv einbringt? 

Meiner Meinung nach wird der Pflege bisheriger Mitglieder und Mitarbeitenden viel zu wenig Beachtung geschenkt. Ich wünsche mir diesbezüglich eine andere Kultur. Workshops, Diskussionsrunden und Erfahrungsberichte mögen helfen. Entscheidend bleibt aber eine Veränderung in der Einstellung – weg vom Jugendwahn, hin zu einer umfassenden Mitglieder- oder Personalbetreuung.  

Wenn in einer Organisation mehrere Generationen zusammenarbeiten, ist das gewiss anspruchsvoll – aber mit Sicherheit auch ein Gewinn. Wenn gestandene Mitglieder von ihren Erfahrungen profitieren können und der Nachwuchs viel Schwung und neue Ideen einbringt, kann viel Gutes entstehen.  

Ich wünsche mir, dass Junge sagen, die Älteren seien coole Mitglieder oder Mitarbeiterinnen, hätten viel geleistet und deshalb Respekt verdient. Und die Seniorinnen und Senioren antworten dann vielleicht, die Jungen seien lässig und engagiert, voller Ideen und Tatendrang.  

Funktioniert eine Gruppe auf diese Art und Weise statt im Generationenstreit aufeinanderzuprallen, kann sehr viel positive Energie fliessen. Wie zum Beispiel beim Auftritt der Veteranenmusik Kanton Solothurn Mitte November an der Blasmusikmesse Brawo in Stuttgart. Im Korps hat es zwar keine Jugendlichen, wohl aber jüngere und ältere Musikantinnen und Musikanten (sprich von zirka 60 bis 94). Sie haben ihre Chance genutzt und zusammen einen wunderbaren und erfolgreichen Konzerttag in Baden-Württemberg verbracht. 

Denn wenn verschiedene Generationen zusammenwirken, kann sehr viel Positives  entstehen. Wer einmal nach einem schlechten oder anstrengenden Tag eine Musikprobe besucht hat, weiss, was ich meine. “Eine Probe ist wie ein Kraftwerk, lädt einem die persönlichen Batterien wieder auf und spendet viel Energie”, sagte mein Kollege und Blasmusik-Funktionär Andy Kollegger unlängst. Das gilt natürlich für auch für jede andere Tätigkeit, die dem Leser oder der Leserin persönlich liegt und ihm/ihr viel Freude bereitet. 

In meinem Fall ist es also die Blasmusik und die kennt Antworten auf viele Herausforderungen. Sie ist daher nicht einfach Freizeitbeschäftigung, ein Gegenstück zur Langeweile oder ein Hobby für Ideenlose – sondern genauso wie andere Tätigkeiten die Hefe für unsere Gesellschaft. Etwas, das uns am “Leben” hält, und sogar regelrecht zusammen hält. Und zwar nicht nur uns persönlich oder die Blasmusik, sondern alle. 

Mit diesem Kulturbereich verbunden zu sein, ist etwas vom Schönsten und sehr bereichernd. Die Blasmusik ist damit ein Paradebeispiel für die eingangs beschworene Zusammenarbeit unter den Generationen. Dieses Engagement erfolgt freiwillig und ehrenamtlich, und das ist alles andere als selbstverständlich. Das darf es auch nie werden. Auch wenn das im Beruf anders ist – der Zusammenhalt unter den Generationen ist im Job genauso wichtig. 

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