Warum Not-for-Profit-Management die wahre Königsdisziplin ist
Von Sven Reinecke
In einer Welt, die oft von Gewinnmaximierung und Aktienkursen dominiert wird, möchte ich einen Blick auf eine andere, oft unterschätzte Seite des Managements werfen: das Not-for-Profit-Management. Basierend auf meinen Erfahrungen als Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre und Berater einerseits und Mitarbeiter in Not-for-Profit-Organisationen andererseits, möchte ich die Herausforderungen und die Erfüllung beleuchten, die diese Arbeit mit sich bringt.
Die eindeutige Ausrichtung der Profit-Welt
In der Profit-Welt sind die Ziele klar definiert: Gewinn, Wachstum, Sicherheit – ggf. sogar die Maximierung des Aktienkures. Die Strukturen sind eindeutig, jeder kennt seinen Platz im Organigramm, und monetäre Anreize treiben die Leistung an. Erfolg und Misserfolg sind am Periodenende messbar, und Personalkapazitäten können – je nach Ergebnis – flexibel angepasst werden.
Doch was passiert, wenn wir diese klaren Linien verlassen und uns in das komplexe Geflecht der Not-for-Profit-Organisationen begeben?
Die Herausforderungen der Not-for-Profit-Welt
Hier gibt es keine Anweisungskultur. Mitarbeitende müssen überzeugt werden, denn ohne Überzeugung gibt es kein Commitment. Die Entscheidungsprozesse sind langwierig, denn jede und jeder hat das Gefühl, die Organisation «gehöre» ihr oder ihm. Man möchte nicht nur mitbestimmen, sondern mitentscheiden. Oft sind diese Organisationen auf Leitfiguren (wie Greta Thunberg) ausgerichtet, die sowohl positive als auch negative Strahlkraft haben können. Zudem besteht häufig eine hohe Abhängigkeit von Einzelpersonen, was die Stabilität und Kontinuität der Organisation gefährden kann und sogar in Personenkult umschlagen kann.
Die Vorteile von Not-for-Profit-Organisationen
Trotz dieser Herausforderungen gibt es viele Gründe, die für das Arbeiten in Not-for-Profit-Organisationen sprechen. Viele Mitarbeitende engagieren sich unbezahlt (und unbezahlbar) und bringen oft eine hohe Innovationskraft mit. Die wahrgenommene Grundsympathie in der Gesellschaft ermöglicht es diesen Organisationen, Menschen zu mobilisieren und zu inspirieren.
Besonders hervorzuheben ist die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden, die sich auf einen klaren Purpose oder Organisationszweck ausrichten. Diese Ausrichtung schafft häufig eine ausgeprägte Team-Kultur, bei der Zusammenarbeit und gemeinsames Engagement im Vordergrund stehen.
Fazit: Hochleistungsmanagement mit Sinn
Arbeiten in Not-for-Profit-Organisationen ist anspruchsvoller, komplexer und häufig emotionaler. Es ist Hochleistungsmanagement! Doch die Belohnung ist unvergleichlich: Man verfolgt einen klaren Purpose, lernt, mit unterschiedlichen Personen und Anforderungen besser umzugehen, und erlebt eine Erfüllung, die in der Profit-Welt oft fehlt. Geld allein befriedigt nicht.
Wenn wir uns für das Not-for-Profit-Engagement entscheiden, wählen wir nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung. Damit lassen sich positive Veränderungen in der Welt vorantreiben – und es macht zusätzlich häufig noch Spass!
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