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Ein Speeddate mit ZaZa Care Co-Präsidentin Dr. Cornelia Filippi

Unsere Innovage-Projekte kommen aus vielen Quellen zu uns - dieses Mal war es ein Zahnarztbesuch, der zufällig zur Verbindung mit ZaZa Care und Dr. Filippi führte!

Normalerweise denken wir nicht an Zahnärzte als Aktivisten und Fürsprecher. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Weg mit ZaZa Care einzuschlagen?

Meine persönliche Reise begann mit einem Zahnunfall, den ich selbst erlitten habe. Ich war 15 Jahre alt und ein Stück meines Frontzahns brach ab. Bei der Zahnbehandlung habe ich mich als Patientin nicht gut behandelt gefühlt. Nicht wegen der Zahnbehandlung, sondern wegen des Umgangs mit mir als Patientin, mit meinem Informationsbedarf, mit der Aufklärung und Ansprache. Ich dachte mir «das kann ich besser». Das Potential, die Patienten besser einzubeziehen, habe ich bei ZaZa Care erkannt.

Ein weiteres Schlüsselereignis war ein vierwöchiger Aufenthalt in Brasilien. Mit der «Zahnärztlichen Hilfe Brasilien» durfte ich während meines Studiums einen Fachzahnarzt begleiten. Wir behandelten in einem abgesperrten Areal in den Slums. Wenn der Kompressor ansprang, wackelte der Wohnwagen. Es gab Schlangen mit hilfsbedürftigen Patienten, die sich sonst keine Füllung leisten konnten. Zähne werden deshalb in Brasilien entfernt und arme Menschen kaufen sich ihre Zahnprothesen bei Strassenhändlern.

Direkt nach dem Studium arbeitete ich zunächst als angestellte Zahnärztin. Aber immer öfter fragte ich mich, warum man den Löchern immer nur hinterherrennt. Ich sah mich um und bewarb mich als Leiterin des Prophylaxe-Teams in Frankfurt am Main. Es gab keine Ausschreibung. Aber der Zufall wollte es, dass ein Prophylaxe-Team gegründet wurde. Ich hatte 12 Jahre viel Spass bei meiner Prophylaxetätigkeit in Frankfurt. Kinder, die in der Praxis von Kollegen nicht versorgt wurden, durfte ich einbestellen und versorgen.

Die Liebe führte mich dann nach Basel. Meine Ideale und Erfahrungen habe ich mitgebracht. An die Schweizerische Vereinigung für Kinderzahnmedizin (SVK) wurde das Projekt ZaZa Care herangetragen. Mir wurde die Kontaktaufnahme übergeben und so kam ich zum Projekt ZaZa Care.

Der Verein ZaZa Care scheint ein sehr anspruchsvolles Unterfangen zu sein. Warum ist die Zahnpflege im Kindesalter so wichtig?

Zähneputzen mindestens zweimal täglich und zweimal jährlich zur Zahnkontrolle gehen sind Schlüsselempfehlungen zum Erfolg. Karies im frühen Kindesalter kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen (z.B. Mangelernährung wegen Schmerzen) und negative Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wohlbefinden nehmen (z.B. Verhaltensänderung wegen Schmerzen, Ausgrenzung wegen Karies an Frontzähnen, Selbstbild und vermeiden eines Lächelns, Verlust positiver Gefühle).  Kinder mit Behinderungen sind zusätzlich häufiger von Karies betroffen. Wer bereits als Kleinkind Löcher hatte, der bekommt auch als Schulkind im bleibenden Gebiss signifikant mehr Löcher.

Was will dieser Verein erreichen?

Der Verein will dazu beitragen, dass alle Kinder kariesfrei aufwachsen. Dies bedeutet nicht nur eine Verbesserung der Mundgesundheit, sondern auch eine Steigerung der allgemeinen Lebensqualität. Es ist alarmierend, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien, Kinder mit Behinderungen oder Kinder mit Allgemeinerkrankungen signifikant mehr Karies haben als Kinder ohne diese Beeinträchtigungen. Diesen Missstand möchte ZaZa Care beheben und alle Kinder vor vermeidbaren Zahnerkrankungen schützen.

Es gibt Zahnarztangst, die durch falsche Vorstellungen entsteht. Relevant ist auch, dass die Vorstellung zum Zahnarzt zu gehen oder die Zähne bei Karies füllen zu lassen, Kindern positiv vermittelt wird. Dies gelingt sowohl für den ersten Besuch in der Zahnarztpraxis als auch für eine Zahnbehandlung mit lokaler Betäubung. Allerdings nur bei positiver Grundhaltung.

Hier sind die Eltern gefragt. Nicht alle Eltern haben die Erfahrung, wie dies in kindgerechter und leichter Sprache vermittelt werden kann. Und auch Informationen über das gleiche Thema in der Schule und in der Zahnarztpraxis mit Hilfe von Zaza trägt zur spielerischen Bildung der Kinder bei. Deshalb ist die einheitliche Vorstellungswelt, die die Plattform www.zaza.care bietet, hilfreich. Und sie ist nachweislich auch wirksam. Dies bestätigen Untersuchungen, die wir im UZB gemacht haben und viele klinische Erfahrungen. Und das gilt für Kinder mit und ohne Behinderung.

Um die Plattform zu unterhalten und weiterzuentwickeln wurde der Verein ZaZa Care gegründet. Das interdisziplinäre Team besteht aus Kinderzahnmedizinerinnen, Heil- und Sozialpädagoginnen, Spezilalist:innen für medienübergreifende Kommunikation und Illustration, Clownfrau und Schauspielerin, Programmierer und Wissenschaftlern.

Wir haben einen Blick auf Ihre Website geworfen und viele sehr wertvolle Ressourcen für Eltern, Kinder und Fachpersonal gesehen. Aber wir verstehen, dass dies erst der Anfang ist. Was haben Sie noch vor?

Unser nächstes Projekt soll sich Kindern mit Krebserkrankung zuwenden. Während einer onkologischen Behandlung ist es besonders wichtig, seine Zahnpflege nicht zu vernachlässigen. Auch gibt es spezielle Empfehlungen zu beachten. Wir wollen zunächst mit einer Basisversion beginnen und arbeiten daran, für aufbauendes Material zusätzliche finanzielle Mittel zu finden. Besonders um möglichst humorvolle Videos produzieren zu können. Dies würde auch bedeuten, dass viele Sprachen abrufbar wären und eine mögliche Sprachbarriere aufgehoben wird, die das relevante Wissen und die Motivation zur Anwendung von Zahnpflege verhindert.

Ausserdem planen wir, modernes Unterrichtmaterial für den Schulunterricht zu entwickeln. Grundschule bedeutet Grundschulung. Diese beginnt ab Eintritt in den Kindergarten und reicht bis zur 6ten Klasse. Natürlich werden wir alle Bedürfnisse berücksichtigen, auch die von Kindern mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen.

Das sind bereits umfangreiche Projekte. Allerdings sehe ich auch noch die Gruppe der Kinder von der Geburt bis zum Eintritt in den Kindergarten. Hier könnte der so genannten frühkindlichen Karies erfolgreich begegnet werden. Auch bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und bei angeborenen Herzerkrankungen gibt es Besonderheiten, die wir als Online-Nachschlageplattform aufbereiten können.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen für ZaZa care?

Es war ein steiniger Weg, bis wir die Finanzierung des Basisprojektes erreicht hatten. Jetzt stehen die Bildungsinhalte kostenlos zur Verfügung. Alle finden das toll. Allerdings brauchen wir für den Unterhalt und die Weiterentwicklung finanzielle Mittel. Diese zu finden bindet viel Zeit und Energie. Sich immer wieder selbst zu motivieren, fällt nicht leicht. Da war es hilfreich, dass Dirk Rossmann aus altruistischen Gründen uns mit einer Spende unterstützt, die Stiftung «Gesundes Znüni» ebenfalls durch eine Spende die Weiterentwicklung von Unterrichtsinhalten fördert und eine finanzielle Unterstützung unseres Projektes «Unterrichtsmaterial» durch die Stiftung Dr. Hedwig Stauffer ausgezeichnet wird. Leider deckt dies nicht den grossen Aufwand, den wir betreiben müssen und wir sind auf weitere Zuwendungen angewiesen.

Sie haben einen sehr verantwortungsvollen und anspruchsvollen „Tagesjob“. Wie finden Sie die Zeit und Energie, sich ZaZa Care zu widmen?

Nach der Geburt meiner Kinder vor zwanzig Jahren ging ich in Teilzeitarbeit. Als Kinderzahnärztin arbeite ich jetzt immer noch in einem reduzierten Pensum von 70 Prozent. Es gibt immer noch genügend Arbeiten zu Hause zu erledigen. Deshalb stocke ich nicht auf 100 Prozent auf.

Dass ich die Zeit noch mit der Entwicklung von Zaza verbringen kann, verdanke ich auch meinem Mann, der mich immer unterstützt. Wenn ich mit Jan Schmocker und Daniela Villalobos wieder einmal an neuen Geschichten arbeite, wir die Figuren entwickeln, wir die Inhalte konkretisieren, Lea Schmocker alles vertont und Lorenz Peter die technische Plattform bereitstellt, dann bin ich glücklich.

Es macht mir auch Spass, wenn ich in der Praxis dann merke, wie gut die Kinder und auch die Eltern auf das Material reagieren. Das motiviert mich! Und ich lasse dann eben Privates dafür liegen.

Wenn eine gute Fee Ihnen 3 Wünsche erfüllen könnte, welche wären das?

  1. Hoher Verbreitungsgrad durch breitflächige Nutzung über Kantons- und Landesgrenzen hinaus.
  2. Altruistische Unterstützung
    Das wäre wirklich ein Traum, wenn ein Mäzen käme und sagt: «Ich gebe Euch den finanziellen Spielraum, damit Ihr ungestört an den Inhalten arbeiten könnt! Ihr müsst Euch nicht mehr um die Finanzierung kümmern!» Oder alternativ viele Spenden eingehen, weil man ab einer Spende von 100 Franken auch noch Steuern spart.
  3. Zwei Personen, die uns bei der Vereinsarbeit helfen. Eine Person sollte eine Passion haben, engmaschig über Social Media auf die Plattform Zaza.care aufmerksam zu machen. Die zweite Person sollte dabei helfen, dass Zaza eigene Einnahmen generiert. So könnten zum Beispiel Kurse angeboten werden oder Ausstattung für Zahnarztpraxen, Schulen und für das Spielen zu Hause angeschafft und genutzt werden. Mögliche Gewinne werden dann wieder zur Weiterentwicklung genutzt.