Ein Speeddate mit Denise Moser
Während andere Senioren entspannt ihren Ruhestand verbringen, ist Denise Moser vielseitig engagiert. Wir wollten wissen, was sie antreibt und woher ihre Inspiration kommt.

Denise Moser hat ihr Berufsleben bei der SRG im Studio Basel auf dem Bruderholz verbracht. Als Abteilungscontrollerin, mit Erfahrung in Produktionstechnik und Informatik ist sie eine Allrounderin. Sie hat die Chance genutzt, sich auf eigenen Wunsch mit der Jahrtausendwende frühzeitig aus dem Berufsleben zurückzuziehen und engagiert sich seither ehrenamtlich in leitenden Funktionen bei NPOs, unter anderem auch als Zentralpräsidentin von Innovage Schweiz www.innovage.ch. Heute richtet sich ihr Fokus auf die demographische Entwicklung der kommenden Jahre. Als Vizepräsidentin des schweizerischen Verbands für Seniorenfragen SVS www.seniorenfragen.ch befasst sie sich mit der ganzen Palette von Altersfragen.
Sie sind vor allem für Ihren Einsatz in Organisationen bekannt, die sich mit Altersfragen beschäftigen. Ist das richtig, und wenn ja, wie sind Sie dazu gekommen, sich auf diesen Bereich zu spezialisieren?
Ja es stimmt, mein Fokus liegt heute bei den Altersfragen. So genau weiss ich nicht mehr wie ich dazu genkommen bin, es hat sich schleichend ergeben. Zum Beispiel wurde ich an eine mehrtätige Retraite des Instituts für Altersforschung der OST St. Gallen eingeladen. Es ging um die Frage, ob und wie man Robotik als Unterstützung für ältere Menschen einsetzen könnte, um ihnen längere Selbständigkeit zu ermöglichen. Ich habe entdeckt, wieviel offene Fragen rund um das Alter und das Älterwerden im Raum stehen, die es zu lösen gilt.
Was wollen Sie mit Ihrem Engagement für Senioren erreichen?
Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist, dass wir Älteren als Betroffene mitreden und uns aktiv in die Entwicklung von Dienstleistungen einbringen. Nur so können zum Beispiel Forschende die richtigen Tools entwickeln und die Verantwortlichen gute und praxisbezogene Lösungen erarbeiten. Die Auseinandersetzung mit Altersfragen hilft mir ausserdem persönlich, mich "mit dem Älterwerden zu arrangieren und nicht dagegen zu kämpfen" (Empfehlung Prof. Dr. Reto W. Kressig, Altersmediziner)
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, vor denen Senioren heute stehen?
Ganz klar drei Schwerpunkte:
Wir müssen uns aktiv einsetzen für dieUmsetzung der Pflegeinitiative, damit die Abwanderung von Pflegefachleuten gestoppt und das hochstehende und verlässliche schweizerische Gesundheitswesen sichergestellt wird.
Finanzierung der Betreuungskosten, damit diese Dienstleistungen künftig für alle bezahlbar werden.Heute muss die individuelle Betreuung selbst bezahlt werden, was sich nur die finanziell besser Situierten leisten können. Den anderen bleibt oft nur der frühzeitige Eintritt in eine Altersorganisation oder sie rutschen in die Einsamkeit ab, alles mit höheren Kosten für die Allgemeinheit verbunden.
Eine nachhaltige und sozialverträglich Umsetzung des Abstimmungsergebnisses vom 3. März 2024.
Was sind die spannendsten Fortschritte, von denen Senioren profitieren könnten? Wie werden sich Ihrer Meinung nach moderne technologische Fortschritte wie KI und digitale Technologien in Zukunft auf Senioren auswirken? Oder auf die Gesellschaft als Ganzes? Einer der wesentlichen Fortschritte?
Das ist meiner Ansicht nach in erster Linie die Altersmedizin. Die Ärztinnen und Ärzte dieser Disziplin gehen die Behandlung der gesundheitlichen Probleme der älteren Menschen heute sehr differenziert und mit grossem Respekt an.
Bezüglich technologischen Fortschritts sind wir in einer Übergangsphase. Viele Seniorinnen und Senioren stehen dieser Entwicklung offen gegenüber, andere sind skeptisch. Besonders oft begegnet man der Angst, von Robotern abhängig zu werden, besonders im hohen Alter, z.B. bei der Pflege. Die Situation der Generationen, die in den nächsten Jahren in Pension gehen, ist anders. Sie sind oft mit Informatiklösungen gross geworden, haben damit gearbeitet und daher weniger Berührungsängste.
Die Entwicklungen rund um KI betreffen meiner Meinung nach die ganze Gesellschaft und sind, wie so oft, Fluch und Segen gleichzeitig. Fest steht, wir müssen uns in jedem Fall kritisch mit dieser Technologie auseinandersetzen.
Sie sind auch dafür bekannt, dass Sie das ehrenamtliche Engagement als wichtigen gesellschaftlichen Motor unterstützen. Welches sind heute die größten Herausforderungen für gemeinnützige Organisationen, deren Überleben weitgehend von Freiwilligen abhängt?
Die Lebensweise hat sich verändert, viele leben spontaner. Im Beruf wird vermehrt flexible Einsatzbereitschaft erwartet - wenn die Leute in Pension gehen, wollen sie über ihre Zeit frei verfügen können. Das führt dazu, dass für unregelmässiges, zeitlich begrenztes Engagement und Projektarbeit relativ einfach Freiwillige gefunden werden können, nicht aber für regelmässige Verpflichtungen. Viele können sich Freiwilligenarbeit auch nicht leisten, weil sie nach der Pensionierung noch etwas dazu verdienen müssen.
Wenn eine gute Fee Ihnen drei Wünsche erfüllen könnte, welche wären das?
Längerfristig möchte ich der Familientradition folgen und bis ins hohe Alter gesund, geistig fit und aktiv bleiben. Zeitnah wünsche ich mir, dass unser SVS sein Ziel, den älteren Menschen eine Stimme zu geben, insbesondere auch in der Politik, umsetzen kann und dass unser Kongress zum Thema Die Schweiz in 10 Jahren aus der Perspektive der demografischen Entwicklung ein Erfolg wird. Der Anlass findet am «Tag der älteren Menschen», am 1. Oktober 2024 in Bern statt.
