Eine Begegnung mit Innovage - Konstantin Kehl
Im November 2024 hatte ich die Ehre, an der Innovage-Jahrestagung in Zürich ein Impulsreferat halten zu dürfen. Thema war die Frage, wie Innovage-Beratende zukünftig relevant bleiben und gesellschaftlichen Mehrwert stiften können. Meine Thesen waren bewusst pointiert formuliert. Am Ende des Vortrags stand die Überzeugung: Innovage wird auch in den kommenden Jahren gebraucht, doch die Rolle der Beratenden wird sich ändern.

Die Resonanz im Anschluss an meinen Vortrag hat mich besonders beeindruckt. Während die ersten Teilnehmenden bereits das Mittagsbuffet ansteuerten, entwickelte sich mit den übrigen eine intensive Diskussion – kritisch, offen, engagiert. Meine Thesen wurden hinterfragt, reflektiert, in Frage gestellt. Selten habe ich nach einem Referat so viel inhaltliche Auseinandersetzung erlebt.
In diesem Moment wurde mir klar: Das Engagement bei Innovage ist echt, ernst gemeint, getragen von Überzeugung. Hier beteiligen sich Persönlichkeiten mit Herzblut, für die ihr Beitrag weit mehr ist als Zeitvertreib. Es ist ein echtes Anliegen. Ich bin dankbar, dass es Innovage gibt: einen Ort, an dem Menschen ihre Erfahrung, ihre Kompetenzen und nicht zuletzt ihre Menschenkenntnis einbringen, um zivilgesellschaftliche Initiativen und Projekte zu stärken und ihnen Flügel zu verleihen.
Besonders schön fand ich auch zu erleben, mit wie viel Begeisterung, Leichtigkeit und gegenseitiger Wertschätzung sich die Teilnehmenden begegnet sind. Denn eines zeigt die Forschung zur Freiwilligenarbeit deutlich: Guter Wille und Altruismus allein reichen nicht. Engagement braucht Sinn, aber ebenso Freude und soziale Verbundenheit. All das ist bei Innovage spürbar.
Vielleicht werfen wir bei einer der nächsten Jahrestagungen – sagen wir in drei oder fünf Jahren – gemeinsam einen Blick zurück: Welche meiner Prognosen haben sich bewahrheitet, wo lagen sie daneben? Als Forscher bin ich es gewohnt, dass sich nicht alle Hypothesen in der Realität bestätigen. Doch genau das – und die Diskussion darüber – machen es spannend.
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Prof. Dr. Konstantin Kehl forscht und doziert an der ZHAW. Seine Expertise umfasst Wirkungs- und Evaluationsforschung, Sozialpolitik/Sozialwesen sowie Non-Profit-Organisationen. Er hat Forschungsprojekte durchgeführt und geleitet, die von Bundesämtern, Sozialwerken und dem Schweizerischen Nationalfonds finanziert wurden. Er ist Autor zahlreicher Fachaufsätze und Bücher.