Eine Begegnung mit Innovage - Sabine Basler
Dank Freiwilligen wird aus Unmöglichem eine Mission possible
Vor gut dreieinhalb Jahren stand ich vor einer unmöglichen Ausgangslage: Unser Verband sollte eine IT-Strategie erarbeiten, hatte kein Geld, keine interne Expertise und keine Ahnung, wohin die Reise gehen sollte. Ich war Geschäftsführerin mit 230 Stellenprozenten (inklusive meines Teilzeitpensums) und auf nationaler Ebene für viele Aufgaben zuständig: Webseite, Medienanfragen, Datenanalysen, Revision, Jahresbericht, Sozialversicherungen, IT, Strategie- und Organisationsentwicklung, Datenschutz, Prävention von Cyberattacken, Fundraising, Vertragsmanagement, Sitzungsmanagement, Protokolle und Übersetzungen. An einer Delegiertenversammlung wurde beschlossen, wir hätten eine IT-Strategie zu erarbeiten für den Gesamtverband – also für den Dachverband mit seinen 12 Regionalstellen.

Das Ganze sah für mich nach Mission impossible aus. Ich würde sagen, wir waren «alle nicht auf den Kopf gefallen» und haben mit hohem Einsatz gearbeitet. Aber IT ist einfach eine komplexe Sache. Erstmal muss man sich darauf einigen, was man darunter versteht. Dann, wie weit die Integration gehen soll. Was es kosten darf. Wo es Einsparpotenzial gibt. Wie man dieses Projekt umsetzen will, damit alle Regionalstellen ihre Anliegen einbringen können und am Ende auch mitziehen. Wie man dieses Projekt ohne grosse Kosten anpacken könnte. Ich kam mir vor wie eine Einäugige, welche eine Gruppe von Blinden dem Abgrund entlangführt.
Da ich mit Corporate Volunteering schon gute Erfahrung gemacht hatte, versuchte ich es mit Freiwilligen. Den ersten habe ich via UBS Helpetica gefunden. Ich konnte einen sehr versierten Herrn engagieren, der viele Jahre bei der UBS gearbeitet und so ziemlich jede Abteilung und Herausforderung gesehen hatte. Zuletzt hatte er Umfragen zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit der IT durchgeführt. Zwei weitere Freiwillige kamen über Innovage dazu, beide mit Verwaltungshintergrund. Die kannten sich mit der Anspruchshaltung von föderal organisierten Stellen aus. Und was gutes Projektmarketing ist. Und wie durch einen Glücksfall fanden wir eine Informatikerin, welche bereit war, sich im Vorstand zu engagieren und ihre strategischen Kompetenzen einzubringen.
Das war mein Projektteam. Wir begannen mit einer Umfrage zu den Bedürfnissen der Regionalstellen. Gemeinsam haben wir die zu erhebenden Punkte definiert, die Fragen möglichst verständlich formuliert, alles übersetzt und in ein Umfragetool eingepflegt. Der Freiwillige von UBS Helpetica war im Element. Die Auswertung war komplex und hat viele Einsatzstunden erfordert. Dann die Priorisierung aus Sicht der Experten. Eine erste Vernehmlassungrunde bei den Regionalstellen hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Weiter gings mit dem Ausgestalten der Massnahmen inklusive Zeitplan und Kostenschätzung. Es war eine Freude, mit diesem Team zu arbeiten! Zu jeder Sitzung waren alle pünktlich, motiviert und mit guten Ideen da. Die IT hatte mir zuvor schlaflose Nächte bereitet und mutierte nun zu meinem Lieblingsprojekt.

Ich kann allen NGOs nur empfehlen, mit kompetenten Freiwilligen zu arbeiten! Nirgends ist die Motivation so gross, uneigennützig und kreativ. 70% aller Projekte scheitern nicht an fachlichen Problemen sondern am Human Factor. Frisch pensionierte Fachpersonen sind darum optimal geeignet für heikle Projekte, denn sie bringen nicht nur viel Fachkompetenz sondern auch Lebenserfahrung mit!
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Kreative, lösungsorientierte Leaderpersönlichkeit mit naturwissenschaftlichem Hintergrund. Aktuell CEO der Müller-Möhl Foundation, welche mit der taskforce4women den Schwerpunkt auf Geschlechtergleichstellung auf C-Level legt. Davor Geschäftsführerin des Verbands «Die Dargebotene Hand» mit Fokus Mental Health; hier laterale Führung von 12 regionalen Geschäftsleitenden und 700 Freiwilligen. Pionierin im Topsharing: > 10 Jahre Co-Leitung einer BAG-Sektion mit 10 Public Health-Experten.
Hands-on Erfahrung mit Strategieprozessen, Reorganisationen, Rebranding und Webrelaunch. Vertragsverhandlungen und Zusammenarbeit mit IT-Providern, Agenturen, Uni-Instituten und Evaluationsbüros. Freelance-Mandate im Bereich Gesundheit und Kampagnen. Förderung von effizienter Teamarbeit und Feedbackkultur.