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Es braucht Arbeit älterer Menschen

Zum Anlass der Reihe «Kultur am Mittwoch – näher dran» diskutierte die Moderatorin Sabina Stör mit Innovage-Berater Daniel Mignot und Miranda Rietman über die Krankheit Demenz im Stadtkeller Unterseen.

Bild: Jungfrau Zeitung (Rabea Grand)

«Die Gesellschaft ist immer mehr auf bezahlte oder teilbezahlte Freiwilligenarbeit älterer Menschen angewiesen. Damit alte Menschen zu Hause leben können, brauchen sie die Unterstützung ihrer Angehörigen.» Das sagte Moderatorin Sabina Stör zu Gesprächsbeginn.

Zum Anlass der Reihe «Kultur am Mittwoch – näher dran» waren mehr als 30 Personen in den Stadtkeller Unterseen gekommen. Mit Stör diskutierte die frisch pensionierte Miranda Rietman aus Bönigen, die ihren kürzlich verstorbenen dementen Mann jahrelang gepflegt hatte. Und Daniel Mignot, Ingenieur im Ruhestand und Mitglied im Netzwerk Innovage.

In Innovage stellen seit zehn Jahren 150 ältere Frauen und Männer freiwillig, generationenübergreifend und unentgeltlich der Gesellschaft ihre beruflichen Kompetenzen zur Verfügung, so etwa Ärzte oder Sozialarbeiter. Derzeit laufen etwa 50 Projekte. Mignot: «Mit der Pensionierung hatte ich das Gefühl, die Altersgouillotine kommt, ich will der Gesellschaft noch etwas zurückgeben.»

Einsam im Hamsterrad

Das will auch Miranda Rietman: «Doch ich muss mich zuerst ganz neu ausrichten. Meine Aufgabe ist weg und hat eine Leere hinterlassen.» Von Innovage hatte sie zuvor noch nie etwas gehört. «Durch die Pflege meines Mannes kam ich in ein Hamsterrad und habe nur noch funktioniert, es brauchte enorm viel Kraft für Mann und Familie.»

Um Hilfe und Unterstützung von Institutionen wie etwa der Alzheimervereinigung zu bekommen, müssten Pflegende selbst aktiv werden. Dies sei nicht allen möglich. «Entlastung für Angehörige ist ein Riesenbedürfnis, auch hier auf dem Bödeli», sagte Stör.

Einig war sich die Runde, dass eine zentrale Anlaufstelle für Angehörige Demenzkranker, die über Angebote etwa der Spitex, Pro Senectute oder den Angehörigentreff informiert, optimal wäre. Dies vor allem auch angesichts der signifikant ansteigenden Anzahl an Demenzerkrankungen.

Neue Wege gehen

Rietman berichtete von guten Erfahrungen eines Angehörigen, der im Anfangsstadium der Krankheit auf einem Bauernhof mitarbeitete: «Das gibt Sinn und stimmt den Kranken friedlich.» Auch die Unterbringung in einem regulären Altersheim zeigte bei Rietmans Ehemann gute Resultate.

 

Eine Zuschauerin berichtete, dass auch der Kontakt mit Kindern für beide Seiten positiv sei. Daniel Mignot: «Eine natürliche Vermischung mit Nichterkrankten wäre das Beste. Man sollte Demenzerkrankte nicht gettoisieren, sondern zueinander schauen.» Sabina Stör: «Das ist nicht nur Aufgabe von Fachleuten, sondern von uns allen.» 

<LINK www.berneroberlaender.ch/region/oberland/es-braucht-arbeit-aelterer-menschen/story/17749834 - "external-link-new-window" "Opens external link in new window">Artikel Berner Oberländer</link>